Wie man langwierigen Erbstreitigkeiten effektiv vorbeugt
Was dann folgt ist hinlänglich bekannt; Man prozessiert, je nachdem wie viel Geld und Musse man hat, auch schon mal den ganzen Instanzenzug durch, nur um dann nach 15 Jahren festzustellen, dass das Erbe nun zwar höchstrichterlich geregelt, der eigene Erbanspruch aufgrund der aufgelaufenen Anwaltskosten jedoch wesentlich geringer ausfällt, als zu Beginn errechnet.
Nicht selten ist es so, dass zukünftige Erblasser diese Situation schon zu ihren Lebzeiten erahnen. Sie sehen sich aber ausser Stande, die schwelenden Konflikte zu lösen. Manche scheuen auch einfach die Konfrontation. Was also kann der künftige Erblasser in einer solchen Situation tun?
Die Lösung ist eigentlich ganz einfach. Wie so oft heisst sie auch hier: die richtigen Anreize setzen. Der Mensch im Allgemeinen und der Erbe im Besonderen reagiert auf finanzielle Anreize. Ich rede hier nicht von privatorischen Testamentsklauseln. Diese sind mit dem heutigen Pflichtteilsrecht nur bedingt wirksam. Was mir vorschwebt ist Folgendes.
Der Erblasser setzt einen Willensvollstrecker ein. Er gibt diesem folgende Anweisung: Nach der Testamentseröffnung soll er den Nachlass inventarisieren und nach bestem Wissen und Gewissen moderat gewinnbringend und risikoarm anlegen bzw. die eingeschlagene Anlagestrategie des Erblassers weiterführen. Sind die Erben in der Lage, binnen eines Jahres zu einer einvernehmlichen Erbteilung zu gelangen, so setzt der Willensvollstrecker diese um und alle sind zufrieden (ausser vielleicht die Anwälte). Beginnen die Erben hingegen zu streiten und kann binnen eines Jahres keine einvernehmliche Lösung erreicht werden, so soll der Willensvollstrecker das Vermögen des Erblassers umstrukturieren (bzw. versilbern) und vollständig in hochspekulative Anlagen investieren. Ich bin mir sicher, wenn die Erben realisieren, dass sie nun auf einmal im selben Boot sitzen und schutzlos den unkontrollierbaren Kräften des Kapitalmarkts ausgesetzt sind, wird die Bereitschaft, sich an einen Tisch zu setzen und zu einer vernünftigen Lösung zu gelangen, sehr schnell ganz erheblich zunehmen.